Kostenexplosion: 70 Millionen fürs Rathaus Marl!

Bild: So sollte das Rathaus einmal aussehen. Doch nur zwei der vier Türme wurden gebaut.

Marl. Bürgermeister Werner Arndt hatte eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: erstmals gibt es eine plausibilisierte Rechnung für die Sanierung des Rathauses. Die schlechte: Die Kosten werden auf 70 Millionen Euro geschätzt, vergangenes Jahr ging man noch von 44,6 Millionen aus. Und das wird bei weitem noch nicht alles sein.

„Wir können den Mitarbeitern diese Räumlichkeiten nicht mehr zumuten“, betonte Arndt mehrfach. So hatte auch schon seine Vorgängerin vor mehr als 20 Jahren für die Rathaussanierung geworben, als die Gesamtkosten noch auf 18 Millionen Mark geschätzt wurden, zehn Jahre später diskutierten die Politik über 9,4 Millionen Euro für zwei Türme.

Woher kommt die Kostenexplosion innerhalb eines Jahres? Schadstoffe, Brandschutz und die Fensterkonstruktionen sind Gründe. Da das Zentralgebäude keine größeren Änderungen braucht, werden keine Verkleidungen geöffnet, hinter denen eventuell entsorgungspflichtige Schadstoffe auftauchen. Dieser Rathausteil erfährt eine Bestandssanierung, für die Rathaustürme gibt es aber eine kostenintensive Kernsanierung.

Wert des heutigen Rathauses: Vier Euro

Die 70 Millionen sind die Grundlage für Förderanträge, sie noch in diesem Jahr eingereicht werden sollen. Dass es überhaupt Zuschüsse gibt, liegt an einer Neustrukturierung der Aufgaben mit dem Ergebnis, dass Marl ein „soziales Rathaus“ erhält. Dazu gehört übrigens, dass das Skulpturenmuseum auszieht und dort eine Cafeteria und soziale Ämter einziehen. Die Glasfassade bleibe erhalten, wurde betont.

Noch in diesem Jahr beginnen die Auszüge aus dem Rathaus. Die VHS zieht in die Wiesenstraße, bürgernahe Bereiche kommen ins Riegelhaus, das Skulpturen-Museum in eine umzugestaltende Schule und der Großteil der Verwaltung wird vorübergehend im früheren Verwaltungsgebäude von AV 3/7 an der Carl-Duisberg-Straße in Hamm untergebracht.

Diese Kosten (Herrichtung der Gebäude, Umzug) sind noch nicht in den 70 Millionen enthalten. Dazu könne man noch nichts sagen, druckste die Verwaltung herum und verweigerte Zahlen. Anders als die Kreisverwaltung, die bei ihrer Sanierungsberechnung diese Kosten mit aufgenommen hatte.

Auch die Aufarbeitung des Creiler Platzes steht nicht auf dieser Rechnung. Man wolle noch mit den Anliegern reden, dem Einkaufszentrum Marler Stern. Ein Problem ist, dass der Platz unter Denkmalschutz steht, in Marl aber kaum jemand zu finden ist, der die Waschbeton-Plattierung gerne behalten möchte. Eine Entscheidung sei auch gar nicht drängend, erklärte die Verwaltung, sie stände erst an, wenn das Rathaus fertig ist – und das sei 2023.

Auch zu den möglichen Zuschüssen hielt sich der Bürgermeister bedeckt. Er hoffe auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Somit ist nicht klar, wieviel Geld die Stadt für die Gesamtmaßnahme aufbringen muss.

Der Kämmerer ist zuversichtlich: Baugeld sei günstig (zwei bis drei Prozent Zinsen), die Finanzierung werde auf 28 bis 30 Jahre angelegt.

In der Bilanz der Stadt macht sich der Rathausneubau gut, dort wird er mit annähernd 70 Millionen stehen. Der Wert des heutigen Rathauses steht in der Bilanz derzeit mit vier Euro: Je ein Euro für zwei Türme, Zentralbau und Ratssäle.

Mittwoch, 12. September 2018, 13:15 • Verfasst in Marl

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.